Elektrosmog im Auto: Unsichtbare Risiken moderner Fahrzeuge?
Elektroautos gelten als die Zukunft der Mobilität – umweltfreundlich, leise und innovativ. Doch was viele nicht bedenken: Die zunehmende Elektrifizierung bringt auch eine steigende Belastung durch elektromagnetische Felder (EMF) mit sich. Doch wie hoch sind diese Felder wirklich? Und welche Auswirkungen können sie auf unsere Gesundheit haben? Wir haben aktuelle Messwerte und Studien verglichen und geben Empfehlungen für einen bewussteren Umgang mit Elektrosmog im Auto.
Elektromagnetische Felder in Fahrzeugen: Woher kommen sie?
Moderne Autos, ob mit Elektro- oder Verbrennungsmotor, sind mit unzähligen elektronischen Komponenten ausgestattet: Infotainmentsysteme, Assistenzsysteme, Bluetooth, WLAN und Mobilfunkmodule sorgen für ständige Funkverbindungen. Hinzu kommen in Elektrofahrzeugen leistungsstarke Elektromotoren, Batterien und Ladeelektronik, die niederfrequente Magnetfelder erzeugen. Doch wie hoch ist die Strahlenbelastung wirklich?
Hochfrequente elektromagnetische Felder: WLAN, Bluetooth & Co.
Unsere Messungen zeigen, dass moderne Fahrzeuge erhebliche Mengen an hochfrequenten elektromagnetischen Feldern (RF-EMF) emittieren. Vor allem drahtlose Verbindungen wie Mobilfunk (4G/5G), WLAN und Bluetooth sind hier die Hauptverursacher. Besonders problematisch: Viele dieser Systeme lassen sich kaum oder gar nicht mehr abschalten, und deren Antennen sind häufig in unmittelbarer Nähe zum Kopfbereich angebracht – etwa in den A-Säulen, im Dachhimmel oder der Rückspiegelkonsole. Dies kann zu einer erhöhten lokalen Exposition der Fahrzeuginsassen führen, insbesondere wenn mehrere drahtlose Systeme gleichzeitig aktiv sind.
Magnetische Felder: Besonders problematisch in Elektroautos
Nebst hochfrequenten Feldern treten auch niederfrequente Magnetfelder (LF-MF) auf, die insbesondere in Elektro- und Hybridfahrzeugen stark ausgeprägt sein können. Je nach Fahrzeugtyp und Fahrweise – etwa bei Brems- oder Beschleunigungsvorgängen – kann die Feldintensität deutlich ansteigen. Die Verteilung der Magnetfelder im Fahrzeuginneren ist uneinheitlich und zeigt insbesondere im Fussraum vor den Sitzen sowie im Bereich der Mittelkonsole erhöhte Werte. Die Überlagerung meherer Quellen führt in bestimmten Situationen zu einer insgesamt höheren Belastung.
Besonders kurzzeitige Magnetfeldspitzen – etwa beim Starten des Fahrzeugs, beim Bremsen oder beim Zuschalten elektrischer Komponenten – dauern oft weniger als 0.2 Sekunden. Solche Spitzenwerte bleiben in den meisten geltenden Messvorschriften (z. B. IEC 62764-1) bislang unberücksichtigt. Künftig sollten auch diese kurzzeitigen, aber potenziell relevanten Belastungen systematisch erfasst werden.
Aktuelle Untersuchungen zeigen zudem, dass elektromagnetische Felder im realen Strassenverkehr höher ausfallen als unter standardisierten Prüfstandsbedingungen. Die tatsächliche Nutzungssituation – inklusive Fahrverhalten, Verkehrsfluss und Ladezustand – wird bisher kaum in die Bewertung einbezogen.
Hauptquellen für magnetische Felder:
- Elektromotoren, Bordelektronik, Bordnetzverbraucher, Heizungen, Ladeelektronik
- Sitzheizungen (bis zu 30 µT)
- Reifen mit Stahleinlagen (besonders bei Fahrt)
Vergleich Elektro- vs. Diesel-Fahrzeuge:
- Elektroautos: Durchschnittlich 5 µT, Spitzenwerte bis 50 µT
- Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor (Diesel & Benzin): Durchschnittlich 1-10 µT, ohne extreme Spitzenwerte
Zum Vergleich: Die WHO / IARC-Monographie stuft magnetische Felder ab 0.4 µT als potenziell gesundheitsgefährdend ein.
Der gesetzliche Schweizer NISV-Grenzwert für elektrische Anlagen, Freileitungen und Bahnlinien liegt bei 1 µT. Elektrobiologische Empfehlungen setzen hingegen Mittelwerte unter 0.1 µT für Wohn- und Arbeitsräume und unter 0.04 µT für Schlafräume als ideal an.
Die gemessenen Mittelwerte in Elektrofahrzeugen können jedoch bis zu 5 µT erreichen – das entspricht dem bis zu 50-Fachen des empfohlenen Maximalwerts für Arbeitsplätze. In Diesel-Fahrzeugen hingegen liegen die durchschnittlichen Magnetfeldwerte meist zwischen 1 und 10 µT, allerdings ohne die extremen Spitzenwerte, die bei Elektrofahrzeugen auftreten können.
Weitere wissenschaftliche Informationen bietet auch der Statusbericht 2022 zu EMF von Stromtechnologien des Bundesamts für Energie.
Mögliche gesundheitliche Auswirkungen
Die Auswirkungen von Elektrosmog auf die Gesundheit sind weiterhin Gegenstand der Forschung. Naturheilpraktiker berichten von beobachtbaren Veränderungen im Blutbild nach einer Autofahrt, während wissenschaftliche Studien messbare Effekte im EEG zeigen, die auf eine veränderte Gehirnaktivität hindeuten.
Mögliche Symptome:
- Kopfschmerzen & Schwindel
- Konzentrationsprobleme
- Schlafstörungen
- Herzrasen & innere Unruhe
Die individuelle Sensibilität variiert jedoch stark. Elektrosensible Menschen berichten über deutliche Beschwerden, während andere kaum eine Beeinträchtigung verspüren. Mehr zu den gesundheitlichen Auswirkungen von Elektrosmog finden Sie auf unserer Seite: MPA Elektrosmog und Gesundheit.
Empfehlungen für einen bewussten Umgang mit Elektrosmog im Auto
Auch wenn wir moderne Technologie nicht vermeiden können, gibt es Möglichkeiten, die eigene Belastung zu reduzieren:
- Elektromotoren und Bordelektronik nur bei Bedarf einschalten (z. B. Klimaanlage, Lüftungsgebläsemotor)
- Entmagnetisierung von Fahrzeugreifen prüfen oder durchführen
- Nicht verwendete Drahtlosdienste abschalten, wann immer möglich (ggf. in Zusammenarbeit mit dem Hersteller oder Autohändler)
- Messung des Fahrzeugs vornehmen und gezielte Massnahmen zur Reduktion der Feldbelastung ergreifen (z. B. Quellen beseitigen, Abschirmungen anbringen)
- Elektroautos nur so viel wie nötig nutzen – Fahrzeiten möglichst begrenzen
- Bewusstsein für Elektrosmog schärfen und die Industrie motivieren, erhöhte Schutzmassnahmen für Elektroautos umzusetzen (mögliche Abgrenzung zu Mitbewerbern)
- Während des Ladevorgangs nicht im Elektroauto aufhalten – insbesondere beim Schnellladen Abstand zur Ladestation und Infrastruktur halten
- Drahtlose Verbindungen deaktivieren, wenn sie nicht benötigt werden
- Keyless-Systeme abschalten oder in einer schirmenden Hülle aufbewahren
- Nicht im Auto aufhalten, während es geladen wird (insbesondere Schnellladen)
- Abstand zu Ladestationen halten
- Fahrzeugmessungen durchführen und gezielte Abschirmungen einsetzen
- Fahrzeiten begrenzen, wenn man empfindlich auf EMF reagiert
- Fordern Sie von Herstellern, Händlern und Werkstätten EMF-arme Fahrzeuge, realitätsnahe Messungen und geeignete Abschirmmassnahmen ein.
Fazit: Bewusstsein schaffen und Industrie sensibilisieren
Elektrosmog ist ein unsichtbares, aber präsentes Thema in modernen Fahrzeugen. Besonders Elektroautos weisen deutlich erhöhte Magnetfelder auf, während alle Fahrzeugtypen von hochfrequenten elektromagnetischen Feldern (EMF) betroffen sind.
Zwar werden die offiziellen Grenzwerte in der Regel eingehalten, doch besteht weiterhin grosser Forschungsbedarf hinsichtlich der langfristigen Auswirkungen auf die Gesundheit. Ebenso fordern Fachstellen eine Anpassung der geltenden Messnormen an realitätsnahe Bedingungen.
Weitere Informationen zu elektromagnetischen Feldern in Fahrzeugen sind auch in der Studie des Bundesamts für Energie (BFE) oder Studie des Bundesamts für Strahlenschutz (BfS) nachzulesen.
Als Verbraucher können wir unser Bewusstsein schärfen und die Industrie ermutigen, EMF-reduzierende Technologien zu entwickeln. Sie haben Fragen oder möchten Ihr Fahrzeug auf Elektrosmog untersuchen lassen? Unsere Experten bei MPA Elektrobiologie AG stehen Ihnen mit Fachwissen und praxiserprobten Lösungen zur Seite. Kontaktieren Sie uns!
Quellen
NISV – Elektrosmog: Die Grenzwerte im Überblick (BAFU)
Elektromagnetische Felder (EMF) in Elektrofahrzeugen (Bundesamt für Energie BFE, ETH, UVEK)
Bestimmung von Expositionen gegenüber elektromagnetischen Feldern der Elektromobilität (BfS)
Bestimmung von Expositionen gegenüber elektromagnetischen Feldern der Elektromobilität : Vorhaben 3620S82473 (BfS)
Entmagnetisierung von Fahrzeugreifen (Berner Fachhochschule, BAG)
EMF von Stromtechnologien (BFE, ETH – Statusbericht 2022)
Elektromagnetische Felder im Automobil durch Funkanwendungen, induktives Laden und elektrisches Fahren (Bundesamt für Strahlenschutz BfS, SSK, 2019)
Magnetfelder im Auto (Reifen) – Bundesamt für Gesundheit BAG
Elektromagnetische Gefahren im Auto: Auswirkungen auf Gehirn und Fahrverhalten | QS24
Besorgniserregende Fakten rund um Elektroautos und 5 G | Dr. med. Kurt E. Müller | QS24
RTL-Sendung «Explosiv Weekend» – Unter Strom: Autoelektronik versetzt Gehirn in Stress
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